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Wir halten oder hielten es die Christen selbst mit dem Lachen und dem Humor? War Luther ein fröhlicher Mensch?

Hatte Luther Humor? Über die Juden goß er Hohn und Spott aus, voller Ironie war er gegenüber seinen Widersachern. Aber er besaß auch einen ausgeprägten Sinn für Humor, der vor allem in seinem Briefwechsel und in seinen Tischgesprächen zum Ausdruck kommt. Als er gefragt wurde, was Gott in der Ewigkeit vor der Erschaffung der Welt getan habe, gab er zur Antwort, Gott habe im Busch gesessen und Ruten geschnitten für die, welche solch törichte Fragen stellen. Als seine Tochter Magdalene starb, sagte er: "Ich bin fröhlich im Geist, aber nach dem Fleisch bin ich sehr traurig." In den letzten Tagen seines Lebens soll er trotz der Vorahnung seines Todes noch fröhlich gewesen sein. "Gott will", sagte Luther einmal, "dass wir fröhlich sind."

Hat Calvin je gelacht? Er galt als ein überaus ernster Reformator. Doch ist von ihm der Satz überliefert:"Status mundim in laetitia Dei fundatus est." Die Beschaffenheit der Welt ist in der Freude Gottes gegründet. Ihm und seiner Schaffenslust dankt die Welt ihr Leben, dankt sich unsere Lebensfreude und auch, dass wir etwas zum Lachen haben.

Wie ist es indessen mit dem Humor im Pietismus bestellt? Der Pietismus war beseelt vom Wunsch nach vertiefter Frömmigkeit und gelebter Gemeinschaft. Beides war oft verbunden mit starrem Biblizismus und unfroher Gesetzlichkeit. Der Pietismus in Deutschland betonte das Bekehrungserlebnis und als dessen vorzeigbare Konsequenz den Verzicht auf weltliche Freuden. Einer ähnlich strengen Haltung befleißigten sich auch die Trappisten und Jansenisten in Frankreich.

Sind die Fröhlichkeit, das Lachen und der Humor eher in der katholischen Kirche zu Hause als in der evangelischen, in der alles ein wenig streng und ernst zugeht? Ein Ereignis im christlichen-katholischen Kirchenjahr ist der Karneval. Das alte Köln besaß sogar ein sogenanntes Jeckenbändchen, das Gecken-Berndchen, einen Lustigmacher, der selbst bei kirchlichen Feiern, Aufzügen und Prozessionen nicht fehlen durfte und dabei eine bedeutsame Position innehatte.

Der schwerblütige Reinhold Schneider sah im Humor "die einzige Möglichkeit, den Menschen mehr und mehr zu lieben und die Menschenfreundlichkeit Gottes ahnend zu verstehen."

Allerdings taucht der Humor nur in seinen autobiographischen Schriften auf. Immerhin stammt von Schneider auch der Ausspruch:"Ich bin nicht lebensmüde; aber es reicht; ich stelle keine Ansprüche mehr; ich habe genug gesehen für mein Billett. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen; so viel habe ich gar nicht bezahlt. Auch braucht man das Stück nicht abzusitzen. Ich gehe gern in der Pause."


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