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Literarische Laufbahn

Seine literarische Laufbahn setzte Klepper bis zu seinem Tod fort, wenn auch mit vielen Unterbrechungen wegen der sich, vor allem für Juden zuspitzenden Gefährdung, die die Seinen und ihn immer mehr in Bedrängnis brachten. Immerhin galten seine Ambitionen der Arbeit eines freien Schriftstellers. Kurt Ihlenfeld schreibt in "Freundschaft mit Jochen Klepper": "Er war ein Dichter - und sein Werk wäre darum der erste und wichtigste Weg, den wir einzuschlagen haben, wenn wir wissen wollen, wer er war. Es verteilt sich auf die drei Erscheinungsjahre 1933, 1937, 1938. Rechnen wir noch das wohl 1942 abgeschlossene Katharina-Fragment hinzu, so ergibt sich ein Zeitraum von einem Jahrzehnt, während dessen Kleppers Werk entstand."

1926 hatte Klepper die unveröffentlicht gebliebene Erzählung "Der eigentliche Mensch" entworfen. Hier geht es um die Nöte und Probleme eines jungen Menschen. In einer anderen seiner ersten Novellen "Die Nacht in der Schachtel" (1932) schildert der Schriftsteller die Gemütsverwirrungen eines Knaben, zwei weitere Novellen hat er noch in der Schublade: "Geburt" und "Handel in Dornrick". Im Oktober 1933 plante er eine Novelle über ein Kind in einem Altersheim. "So leben sie noch heute" sollte der Titel lauten.

Sein im August 1932 während eines Aufenthalts in Beuthen begonnener Roman "Hoffnungslosigkeit" über seine Geburtsstadt Beuthen, der im Herbst 1921 mit Belegen über die durch Erzbergers Ermordung hervorgerufene Erregung im arbeitenden Volk und das Verbot rechtsstehender Zeitungen wegen ihrer Ausfälle gegen die Republik endet und die Umwandlungen der kleinen Städte in die Moderne behandelt, wurde nicht vollendet.

1929 nahm Klepper den 1927 begonnenen Moderoman "Die große Directrice" wieder auf. Es geht um den Aufstieg einer großen Modeschöpferin, wobei die Mode aufgefasst wird Symbol für das "Glück der Vergänglichkeit". Erwählung und Verworfensein der Menschen stehen hier im Mittelpunkt. Unpolitisches Mitfühlen werden mit theologischen Kategorien verbunden. Der Roman wird von den Verlagen nicht günstig aufgenommen. Er sei zu "fantastisch für einen Abdruck", befindet ein Verleger. Auf Wunsch eines Verlages schreibt Klepper ihn um in "Das Glück der Vergänglichkeit" - siebenmal. "War es die fehlende formale Sicherheit oder war es der bereits aufkeimende Antisemitismus, der seinen Roman zunichte machte, dessen Hauptfigur eine jüdische Frau darstellte? fragt sein Biograf Martin Wecht. Allerdings kommt dann auch der Autor selbst zu der Erkenntnis, dass dieses Manuskript für einen literarischen Anfang ebenso wenig taugt wie sein Roman "Hoffnungslosigkeit".Das literarische Debüt glückte dann ganz unerwartet mit dem schon erwähnten, 1933 veröffentlichten heiteren Roman "Der Kahn der fröhlichen Leute", in dem Klepper die Flussschifffahrt und das Leben auf den Oderkähnen schildert und damit seiner schlesischen Heimat ein Denkmal setzte. Die Geschichte des resoluten Schiffermädchens Wilhelmine Butenhof ist bald nach dem Krieg verfilmt worden.

Das Buch war Klepper gut und flott von der Hand gegangen, wurde günstig besprochen und war auch "finanziell auswertbar". Klepper kommt es indes etwas voreilig vor, wenn die meisten Blätter und Zeitschriften sein "literarisches Entrée" durch dieses Buch für absolviert halten. Doch wie dem auch sei, seit dem "Kahn" zählt Klepper zu den "guten Heimatdichtern".

Am 10.3.1934 erfährt Klepper, dass die 2.Auflage vom "Kahn" gedruckt wird. Diesmal erhält er viele Kritiken aus dem Ausland. In einer holländischen Rezension ist zu lesen: "Über dem Buch liegt, was vielleicht nur wenige verstehen werden, eine evangelische Sorglosigkeit."

1933 beginnt Klepper mit dem Roman "Der Vater". (Über den Vater-Roman habe ich einen eigenen Aufsatz ins Internet auf dieser Homepage gestellt.) Anschließend um 1937 herum schreibt er noch zwei Ergänzungsschriften zum "Vater", nämlich "In tormentis pinxit" mit Briefen und Bildern des Soldatenkönigs (1938) sowie "Der Soldatenkönig und die Stillen im Lande" mit Berichten, Begegnungen und Gesprächen des Königs mit August Hermann Francke, Gotthilf August Francke, Johann Anastasius Freylinghausen und Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf.

Stolz berichtet er in seinem Tagebuch am 9.August 1938, dass von dem zuletzt erwähnten Buch "trotz des glühenden Sommers schon 1400 Stück verkauft" worden seien. Dabei hätten Ihlenfeld und er nur "mit einem ganz kleinen Leserkreis gerechnet".

1935 hatte Klepper außerdem die Erzählung "Das Ende" geschrieben, die in der Zeitschrift "Das innere Reich" veröffentlicht wurde. Sie erschien noch einmal nach dem Krieg 1962.

Klepper machte weitere Pläne. Doch von dem beabsichtigten Luther-Roman "Das ewige Haus" - er war noch breiter angelegt als "der Vater" - wurde nur der erste Teil fertig: "Die Flucht der Katharina von Bora." Denn Klepper kam nicht recht voran und notierte am 28.März 1940 in sein Tagebuch:" Ist's eine Prüfung Gottes? Ist's der Teufel, der Gottes Werk auch am "Ewigen Haus" hindern will?" Im Juni 1940 hatte er gerade das erste große Kapitel, das die Überschrift "Die klugen und die törichten Jungfrauen" trägt, beendet.

Offensichtlich wollte Klepper ein großes Buch auch über Voltaire schreiben. Im Januar 1933 notierte er in sein Tagebuch: "Am Voltaire-Plan hänge ich noch sehr; nun schon seit sechs Jahren." Er kommt noch öfter auf dieses Buch zu sprechen. Am 2.September 1940 schreibt er in sein Tagebuch, dass ihn das Voltaire-Buch noch immer nicht loslässt, Voltaire, "Darstellung des einsamen, ungläubigen Menschen". Auch soll er sich nach Aussage seines Freundes Ihlenfeld mit dem Plan eines Paul-Gerhardt-Romans getragen haben.

Darüber hinaus wurden ein Band Gedichte und einige Aufsätze von ihm veröffentlicht. Unter dem 10.Oktober 1938 liest man in seinem Tagebuch: "Die sehr angesehene Zeitschrift "Corona" will jetzt auch Gedichte von mir". Diese Zeitschrift wurde von Martin Bodmer und Herbert Steiner herausgegeben und zählte R.A.Schröder zu ihren wenigen auserwählten Mitarbeitern.


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