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Das Negative durchaus gesehen
Dabei hat Klepper keineswegs das autoritäre Verhalten des Soldatenkönigs unterschlagen, der seinen Untertanen Glücksspiele und Alkoholgenuss verbietet, den Bäuerinnen auf dem Markt wie den Knaben im Waisenhaus das Sockenstricken für seine Soldaten befiehlt, die Häuser der Reichen wie der Armen von seinen Soldaten willkürlich durchsuchen lässt und den Lebenswandel der Bürger genau kontrolliert. Klepper hat die Gefahren der Machtpolitik des Soldatenkönigs offensichtlich erkannt wie auch die menschlich bedenklichen Seiten des Königs. Preußen wird an einer Stelle sogar mit einer Galeere verglichen und mit Sparta gleichgesetzt. Untertanen empfinden Hass gegen den Quäler. "Schweigend exerzierten die Riesen.."(569)
Wilhelmine erkannte: Der Vater aber redete nur noch biblisch; und in der Bibel fand er noch unbekannte, unergründliche und harte Worte, die alles Leben erstickten."(478)
Der Zwang wird nicht verschwiegen(705) ebenso wenig die Freudlosigkeit, die das Leben damals in Preußen, besonders am Hofe, oft beherrschte.
Der König wird mitunter jähzornig und wirft mit Tellern um sich. (534)
Im Negativen gibt es Parallelen zum NS-Staat bzw. direkte Übereinstimmungen.
Das Streben des Königs nach wehrhaftem Soldatentum auf der Basis eines sogenannten gesunden Volkstums, sein Interesse an der Fortpflanzung hervorragender Eigenschaften - "es waren neue Menschen zu schaffen (211) - und seine Gedanken über die Berechtigung einer negativen Auslese, über die Vernichtung "verlorenen, entarteten Lebens", und der Staat als großes Gefängnis.(785) Zaghaft wird hier angedacht, was im Nazireich grausame Wirklichkeit wird. Dadurch wird "das Heute"(so Klepper am 13.11.36) nicht gerechtfertigt oder gar verherrlicht, sondern angeklagt.
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