zurück vor auf Inhaltsverzeichnis


Viele kleine jüdische Siedlungen

Im heutigen Vorpommern siedelten sich allmählich ebenfalls wieder Juden an. Viele kamen aus Mecklenburg, weil sie sich in Pommern bessere Handelsgeschäfte erhofften. Nachdem 1757 in Stralsund die königlich-schwedische Münze eingerichtet worden war, benötigte man zur Edelmetallbeschaffung und für die damit verbundenen risikoträchtigen Geschäfte die Erfahrungen und Mittel jüdischer Agenten und holte daher 1759 die Brüder Abraham und Samuel Hertz aus Strelitz in die Stadt. Es folgten weitere Familien, so dass sich bald eine Gemeinde mit 37 Mitgliedern konstituieren konnte. Aus der Stralsunder Gemeinde sind später zwei Juden weit über die Stadt und die Region hinaus bekannt geworden: Abraham Wertheim und Leonhard Tietz, die Begründer der gleichnamigen Warenhausgroßunternehmen. Da der Rat der Stadt "ihren" Juden für die Bestattung der verstorbenen Angehörigen einen Begräbnisplatz verweigerte, sahen sich die Stralsunder Juden gezwungen,bei Beerdigungen den weiten und mühseligen Weg nach Sülze im Mecklenburgischen zurückzulegen,wo sich am Schindanger ein jüdischer Friedhof befand. Als 1776 das Töchterchen des Münzagenten Hertz starb, erlaubte der Münzdirektor Giese, auf Zureden seiner Frau, der Familie Hertz das Kind in seinem Lustgarten auf Gut Niederhof unentgeltlich zu beerdigen. Im Laufe der Zeit folgten weitere Bestattungen. So wurden 74 Jahre lang bis 1850 Juden aus Stralsund, Greifswald und anderen vorpommerschen Städten hier zur letzten Ruhe gebettet.

In Stralsund wurde am 30.März 1787 eine Synagoge feierlich eingeweiht, der alle in Schwedisch-Pommern ansässigen Juden angehörten. Aber auch Pasewalk und Anklam entwickelten sich Ende des 18. und Anfang des 19.Jahrhunderts zu religiösen jüdischen Zentren. An kleineren Orten ließen sich ebenfalls vereinzelt Juden nieder:in Ribnitz-Damgarten, in Usedom und Wollin, mit Genehmigung der schwedischen Regierung in Greifswald, in Bergen und Binz auf Rügen, wo bald auch jüdische Erholungsheime entstanden, und später in Grabow, Plau, Malchow, Bützow (hier wurde 1885 der "Judenmissionsverein für Mecklenburg-Schwerin"gegründet, der Juden das Christentum nahe bringen sollte), ferner in Malchin, Penzlin, Güstrow, sowie in den berüchtigten Landstädtchen Sternberg und Krakow.


zurück vor auf uhomann@UrsulaHomann.de Impressum Inhaltsverzeichnis