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Martin Luther und die Juden
Ebnete Martin Luther den Weg nach Auschwitz? Ist es zulässig, die deutsche Kollektivschuld, wie es beispielsweise einst der ehemalige israelische Ministerpräsident Menachem Begin in einer offiziellen Rede am 19.Juni 1981 getan hat, mit Zitaten aus Luthers Spätwerk zu belegen? Bekannt ist auch der Ausspruch von Julius Streicher vor dem Nürnberger Gericht am 29.April 1946, mit dem er sich seinerzeit reinzuwaschen versuchte: "Wenn Martin Luther heute lebte", so sagte Streicher damals, "dann säße er hier an meiner Stelle als Angeklagter." Tatsächlich war Luthers Haltung gegenüber Juden zwiespältig und wankelmütig. "Brüderlich mit den Juden zu handeln", empfahl er als junger Mann, sie totzuschlagen, riet er im reifen Alter.
Bereits in seiner frühreformatorischen Zeit, etwa von 1513 bis 1516, warf Luther den Juden "Unbußfertigkeit und Selbstgerechtigkeit" vor. Schließlich war er noch in der Tradition der katholischen Kirche groß geworden, in der der Antijudaismus zu den selbstverständlichsten Voraussetzungen des Denkens und Fühlens gehörte, in einem Umfeld also, in dem Juden immer wieder als böse und verschlagen abqualifiziert und als angebliche Gottesmörder aufs schimpflichste gebrandmarkt wurden.
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