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Wider die "Trägheit des Herzens"

Einst berühmt - dann verfemt

Wie viele Bücher jüdischer Autoren durfte auch das Werk des Schriftstellers Jakob Wassermann während des Dritten Reiches in Deutschland nicht mehr aufgelegt und verbreitet werden Wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen war Wassermann, als der braune Spuk vorüber war, vergessen und ist es offenbar bis in unsere Gegenwart hinein, im Gegensatz zu anderen Autoren, die inzwischen, wenn auch mitunter reichlich spät, wieder entdeckt wurden und gelesen werden. Denn selbst heute noch werden Wassermanns Bücher nur von wenigen gelesen, in erster Linie von Literaturwissenschaftlern und literarisch interessierten Menschen. Mancherlei Versuche, dem einstigen Bestsellerautor zu neuer Wirkung zu verhelfen, hatten bisher keinen allzu großen Erfolg, obgleich sofort nach dem Krieg etliche seiner Bücher neu aufgelegt wurden. Gegenwärtig sind im Buchhandel elf seiner Bücher vorrätig. "Der Fall Maurizius" ist sogar als Hörspiel zu haben.

Doch zwischen 1900 und 1933 hatten die Leser die dicken spannenden Romane Wassermanns geradezu verschlungen, wie etwa "Kasper Hauser", den Nürnberger Künstlerroman "Das Gänsemännchen" oder "Der Fall Maurizius". Sie alle errangen Welterfolge und stempelten ihren Verfasser zu einem der populärsten und am meisten gelesenen deutschen Schriftsteller - neben Thomas und Heinrich Mann. "Er hat die Gabe des Fabulierens", sagte Thomas Mann einmal, "die alle erschlägt." Zweifellos zählte Wassermann in der Weimarer Republik zu den großen Erfolgsschriftstellern. Allein der S.Fischer-Verlag setzte anderthalb Millionen Exemplare seiner Bücher ab, die in viele Sprachen übersetzt wurden.

Sein noch im 19.Jahrhundert verwurzeltes und dann im ersten Drittel des 20.Jahrhunderts, zu breiter Wirkung angewachsene Werk kennzeichnet ein wichtiges Kapitel deutscher Erzählkunst. Doch dem Ruhm in der eigenen Epoche folgten Missachtung und Ächtung. Wassermann, der sich des Schicksals Deutscher und Jude zu sein, stets sehr bewusst war, verfiel in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur der Verfemung.


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