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Nachtrag:
Kurz sei noch darauf hingewiesen, dass Goethes Vater, Johann Caspar Goethe, im Jahr 1740 eine Reise nach Italien unternommen hatte und Goethes Sohn August 1830 nach Italien gereist war und dort gestorben ist. Er liegt in Rom begraben. Ein schnörkelloser Stein mit einem Relief des Toten ist dort aufgerichtet. "Der Sohn Goethes, dem Vater vorauseilend", steht in Lateinisch darauf. Augusts Name wird nicht genannt.
Goethe selbst soll, obwohl er doch ein urbaner Europäer und Italien-Bewunderer war, im Alter eine unbändige Amerika-Sehnsucht entwickelt und die abendländische Tradition in mancher Hinsicht als belastend empfunden haben. Auch wenn er sich 1786 bei seinem Aufbruch nach Italien für eine klassische Bildungsreise und nicht für ein amerikanisches Lebensideal entschieden hatte, so schwärmt er doch in seinem Gedicht von 1827 von einem Amerika, das vom kulturellen Gedächtnis noch unbelastet ist.
“Amerika, du hast es besserAls unser Kontinent, der alte,
Hast keine verfallenen Schlösser
Und keine Basalte.
Dich stört nicht im Innern,
Zu lebendiger Zeit,
Unnützes Erinnern
Und vergeblicher Streit.
Benutzt die Gegenwart mit Glück!
Und wenn nun Eure Kinder dichten,
Bewahre sie ein gut Geschick
Vor Ritter-, Räuber- und Gespenstergeschichten.”
Der neue Kontinent und das alte Europa - diese Entgegensetzung, die in den weltpolitischen Hegemonialkonflikten des 21. Jahrhunderts wieder virulent geworden ist, wird in diesen Versen Goethes antizipiert. Fünf Jahre vor der Entstehung des Gedichts hatte Goethe notiert, dass jener "Weltteil glücklich zu preisen (sei), dass er vulkanische Wirkungen entbehrt, wodurch denn die Geologie der neuen Welt einen weit festeren Charakter zeigt als die der alten, wo nichts mehr auf festem Fuß zu stehen scheint". Das vulkanische Basaltgestein erschien ihm als Symbol solch negativ-eruptiver Kräfte.
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