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Goethe übte Kritik an der Kirche und sparte nicht mit Spott

Was ihn in den Kirchen störte, waren Kitsch und alles Süßliche. Unter diesen Zeichen ist er auch gegen die katholisierende Romantik auf dem Gebiet der Malerei aufgetreten.

Goethe stand schon früh der Theologie und Kirche wesentlich fremder gegenüber als der christlichen Religion überhaupt. Daran hatte seine einstige zeitweilige Hinwendung zur christlichen Religion unter dem Einflusse Langers auch nichts geändert. So schrieb er an Langer:" Für eine Seele, wie meine, war es alten Priestern der Welt unmöglich, sie zu rühren, besonders bei dem unevangelischen Gewäsche unserer Kanzeln."

Er war überaus empfindlich gegenüber aller Heuchelei. Zwischen wesentlichem Kern und äußerer Schale unterschied Goethe auch beim Christentum, wo er "gar viel Dummes in den Satzungen der Kirche" fand. "Es ist gar viel Dummes in den Satzungen der Kirche. Aber sie will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen. Sie hat ihnen auch die Bibel lange genug vorenthalten."

Im Jahr 1828 gab er allerdings zu, dass er jetzt viel Tröstliches in der christlichen Religion finde. "Das ist eine menschenfreundliche Lehre", sagte er, "aber von Anfang an hat man sie verunstaltet. Die ersten Christen waren die Freigesinnten unter den Ultras. Ohnehin werde, wer "die reine Lehre und Liebe Christi" begriffen habe, "auf ein bisschen so oder so im äußeren Kultus nicht mehr sonderlichen Wert legen".

Hier einige Zitate:

"Offen stehet das Grab. Welch herrlich Wunder, der Herr ist auferstanden! Wer's glaubt! Schelme, ihr trugt ihn ja weg."

"Unsterblich ist die Pfaffenlist."

"..nennen sich Christen und unter ihrem Schafspelz sind sie reißende Wölfe."

"Man muss etwas zu sagen haben, wenn man reden will. Ich bedaure immer unsere guten Kanzelmänner, welche sich seit 2000 Jahren durchgedroschene Garben zum Gegenstand ihrer Tätigkeit wählen müssen."(An Fr.v.Müller v.16.8.1798)

"Die Kirche hat einen guten Magen, /

Hat ganze Länder aufgefressen /

Und doch noch nie sich übergessen; /

Die Kirch' allein meine liebe Frauen, /

Kann ungerechtes Gut verdauen." /

"Mit Kirchengeschichte, was hab ich zu schaffen? /

Ich sehe weiter nichts als Pfaffen; /

Wie's um die Christen steht, die Gemeinen, /

Davon will mir gar nichts erscheinen." /

"Glaubt nicht, dass ich fasele, dass ich dichte; /

Geht hin und findet mir eine andre Gestalt! /

Es ist die ganze Kirchengeschichte /

Mischmasch von Irrtum und Gewalt." /

"Vieles kann ich ertragen. Die meisten beschwerlichen Dinge /

Duld' ich mit ruhigem Mut, wie es ein Gott mir gebeut. /

Wenige sind mir jedoch wie Gift und Schlange zuwider /

Viere:Rauch des Tabaks, Wanzen und Knoblauch und Kreuz.

"Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind"(Faust I)

"Er ist ein heller Geist und also ungläubig.(Wilhelm Meisters Wanderjahre )

"Dich vermag aus Glaubensketten, /

der Verstand allein zu retten."

"Der Glaube ist nicht der Aufgang,, sondern das Ende allen Wissens."

Christlicher Heroismus dünkte Goethe Unnatur. Nur der humoristische Heilige Philippus Neri konnte von ihm als Naturwesen kanonisiert werden.

Auch wenn Goethe mit der christlichen Staatskirche nichts im Sinn und seine geistige Arbeit nie der Kirche gegolten hatte, so blieb er doch sein Leben lang Mitglied der Kirche. Offiziell hat er mit dem institutionalisierten Christentum nie gebrochen. Er ließ seinen Sohn August und die anderen, früh verstorbenen Kinder taufen, ließ August 1802 durch Herder konfirmieren und wohnte selbst der Konfirmandenlehre bei. 1806 heiratete er kirchlich und hatte zehn Jahre später gegen ein christliches Begräbnis von Christiane nichts einzuwenden.


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