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Jüdisches Sprachgut in deutschen Mundarten

Auf ein Phänomen sei nebenbei noch hingewiesen: jüdisches Sprachgut findet man heute noch in den pfälzischen und südhessischen Mundarten.

Das jahrhundertelange Zusammen- oder auch nur Nebeneinanderleben der jüdischen Minderheit und der christlichen Mehrheit der Bevölkerung im Raum zwischen Speyer, Worms und Mainz hat immer wieder zur sprachlichen Beeinflussung beider Gruppen geführt. Vor allem im südfränkischen Schopfloch, wo seit dem 16.Jahrhundert bis 1938 eine jüdische Gemeinde existierte, gibt es heute noch eine Art Geheim-und Handelssprache, die mit vielen Wörtern aus dem Hebräischen oder Jiddischen gespickt ist. Ihr Name "das Lachoudische" leitet sich aus dem Jiddischen "Loschn" (Sprache) her und aus der Verballhornung des hebräischen "HaKodesch"(heilig). Warum sich der Dialekt ausgerechnet in Schopfloch entwickelt hat, ist leicht zu erklären, liegt doch die Stadt genau in der Mitte zwischen den einstigen Kreisstädten Feuchtwangen und Dinkelsbühl und war somit ein idealer Umschlagplatz für den Austausch von Waren. Nach dem Verfall der dörflichen Wirtschaftsstrukturen war diese spezielle Händlersprache zwar nicht mehr erforderlich, dennoch haben sich bis heute einzelne jiddische Sprachbrocken erhalten. Kurzum, wer die süddeutschen Dialekte von heute versteht oder spricht, hat wenig Schwierigkeiten, das Jiddische zu verstehen, etwa den Satz:"Manche Leute stecken tief im Schlamassel und bekommen dann häufig Zores." Viele Worte aus unserer Umgangssprache - mehr als die meisten ahnen - haben ihre Wurzeln im Jiddischen.


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