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Juden schöpften Hoffnung

Die konzentrierte Hinwendung Luthers zur Heiligen Schrift und seine Bemühungen, die Religion von Menschensatzungen zu bereinigen, weckten in vielen Juden die Hoffnung, dass sich nun die Christenheit ihnen gegenüber christlich verhalten werde. Luthers Bruch mit der römischen Kirche wirkte auf sie wie der Beginn einer erlösenden Befreiung von absoluter Machtherrschaft, unter der sie so lange und qualvoll gelitten hatten. Manche wähnten, dies sei der Anfang einer neuen Duldung, wenn nicht Anerkennung ihres eigenständigen religiösen Lebens, vielleicht sogar einer jüdisch-christlichen Koexistenz. Einige Juden verliehen Luther messianische und eschatologische Attribute. Antwerpener Marranen (zum Schein getaufte spanische Juden), denen Luthers Worte "wie ein himmlischer Tau" erschienen waren, schickten seine Schrift heimlich an die von der Inquisition bedrohten Glaubensbrüder in Spanien, damit auch sie daraus "Trost und Hoffnung" schöpften. Die Juden verkannten keineswegs Luthers missionarische Absicht, hielten sie aber für belanglos und dachten im allgemeinen nicht daran, ihren Glauben an den einen Gott für die christliche Lehre von der Dreieinigkeit einzutauschen. Von Bedeutung war ihnen allein die Tatsache, dass Luther ihre bisherige Behandlung durch Christen verurteilte und Verbesserungen für sie forderte. Allerdings war das "Eis" gegen Juden bereits vor Luthers Auftreten durch Johannes Reuchlin (1455 -1522) gebrochen worden.


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