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Luthers Rechnung ging nicht auf

Luthers taufemsiges Werben um die Juden war nahezu vergeblich, Als diese dann nicht, wie erwartet, in großen Scharen konvertierten, warf Luther ihnen Halsstarrigkeit vor und behauptete: "Wer beharrlich der Wahrheit des Evangeliums die Anerkennung verweigert, der ist von bösem Willen beseelt." Nachdem selbst persönliche Begegnungen mit jüdischen Gelehrten ergebnislos geblieben waren, vollzog sich abermals ein Umbruch in Luthers innerer Einstellung zu Juden. Sein Verhalten ihnen gegenüber wurde nun ausgesprochen unchristlich. Luther war, so schrieb Thomas Mann Jahrhunderte später, "ein mächtiger Hasser, zum Blutvergießen von ganzem Herzen bereit".

Im Jahr 1543 veröffentlichte Luther seine Abhandlung "Von den Juden und ihren Lügen" mit brutalen Ratschlägen, wie man sie bekämpfen und vernichten sollte. Von den Juden sagte er: "Sie sind unsere öffentlichen Feinde, wenn sie uns alle töten könnten, täten sie es gern. Sie nennen Maria eine Hure, Jesus ein Hurenkind. Ihr sollt sie nicht leiden, sondern vertreiben." Er bezichtigte die Juden der Verstocktheit, der Proselytenmacherei, warf ihnen vor, sie seien elend, Lügner und Bluthunde, rachgierig und mörderisch. Er gebot, Synagogen und Schulen von Juden in Brand zu stecken, ihre Häuser zu zerstören und ihnen den Talmud wegzunehmen, in dem der Reformator ohnehin nur ein Buch "voller Lügen und Verdrehungen" sah. Den Rabbinen möge man, schrieb Luther weiter, bei Leib und Leben verbieten, hinfort zu lehren. Man solle ferner den Juden das Geleit aufheben, man solle sie "wie die tollen Hunde ausjagen" -"denn sie haben nichts auf dem Land zu schaffen" -, ihnen alle Barschaft nehmen, sie Brot verdienen lassen im "Schweiß der Nasen". Luther hat die einzelnen Punkte in einer Ausdruckweise, in der es von Fäkalmetaphern nur so wimmelte, und in einem Stil begründet, die der Goebbelschen Hetzpropaganda in der Tat in nichts nachstehen. Der

Nationalsozialismus konnte Luthers Ratschläge zur Bekämpfung und Ausrottung des Judentums daher fast wörtlich übernehmen. Luthers verzerrte Auslegung des Evangeliums, dass Juden unter Gottes Zorn und außerhalb seiner Gnade stünden, bedeutete, bei Licht betrachtet, ihre Ausgrenzung aus der menschlichen, "christlich begnadeten" Gemeinschaft. Die letzte Konsequenz hieraus zog vierhundert Jahre später das nationalsozialistische Deutschland.

In seiner Streitschrift mit dem Titel "Schem Hamphoras" nahmen die Verwünschungen Luthers einen noch leidenschaftlicheren Ton an als in seiner Schrift "Von den Juden und ihren Lügen". Er wolle nicht die Juden bekehren, betonte Luther jetzt, sondern die Deutschen belehren. Der Deutsche müsse wissen, was ein Jude sei. Dieser sei unbelehrbar wie der Teufel. "Denn ein Jude oder jüdisch Herz ist so stock-, eisen-, teufelshart, dass es mit keiner Weise zu bewegen ist. ..Summa, es sind junge Teufel, zur Hölle verdammt." Ihr Gott "nennt sich Teufel und böser Geist." Das Psalmenwort "Darum wird dich Gott auch ganz und gar zerstören" bezog Luther generell auf das jüdische Schicksal, an dem die Juden seiner Meinung nach, weil sie Jesus als Messias ablehnten, selber schuld wären. Die weltlichen Herren sollten daher alle finanziellen Beziehungen zu ihnen aufgeben, die geistlichen Herren ihre Gemeinden vor den Juden warnen, damit das Volk sich vor ihnen hüte und sie meide, wo es nur könne.


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