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Weininger hat auf Hitler und Mussolini gewirkt
Doch hat Weiningers asketischer Reinlichkeitswahn nicht nur Moralisten wie Karl Kraus, Ludwig Wittgenstein und Arnold Schönberg im Fin de siècle angezogen, sondern auch auf Adolf Hitler und Benito Mussolini gewirkt, nicht zuletzt deshalb weil sich aus seiner Theorie von der menschlichen Bisexualität leicht eine manichäische Weltanschauung vom Kampf der Geschlechter zimmern ließ, der angeblich dem Kampf der Arier gegen das Judentum entspricht. Damit hat Weininger, gewollt oder ungewollt, dem faschistischen Männlichkeitskult Tür und Tor geöffnet. "In den langen Monologen im Führerhauptquartier Wolfsschanze erzählt Hitler eines Abends, sein väterlicher Freund Dietrich Eckart habe ihm versichert es gebe "einen anständigen Juden..., den Otto Weininger, der sich das Leben genommen hat, als er erkannte, dass der Jude von der Zersetzung anderen Volkstums lebt" berichtet Joachim Riedel und bemerkt weiter: "Doch Weininger übte indirekt auch folgenschweren Einfluss auf Hitler aus. Während seiner "Wiener Lehrjahre" war der meist mittellose Kunstmaler ein emsiger Leser der wütend-antisemitischen Zeitschrift "Ostara", die ein grotesker Weininger-Epigone edierte. Georg Lanz von Liebenfels (ein Künstlername) war ein abgefallener Zisterzienser-Mönch, der 1905 begonnen hatte, seine wahnwitzige Rassenideologie zu publizieren. Seine wesentliche programmatische Schrift 'Theozoologie' liest sich wie eine von den letzten logischen Ankern befreite Kopie der Weiningerschen Lehre." Er war der Mann, "der Hitler die Ideen gab." (Gerald Stieg mit Hinweis auf das gleichnamige von ihm und Wilfried Daim verfasste Buch, München 1958.)
Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten wurde das Bild des "selbsthassenden", des selbstkritischen Juden zu einem Eckstein im Gedankengebäude der politischen Antisemiten und Weininger selbst zur Legitimierung des nationalsozialistischen Antisemitismus herangezogen. Gleichwohl war sein Buch "Geschlecht und Charakter" im Dritten Reich verboten, aus keinem anderen Grunde als den, dass sein Verfasser ein Jude war.
Der Faschismus (Alberto Cavaglion) liebte einfache Formeln: Das einfache binäre Schema Weiningers wirkte anziehender als die verschlungenen Wege des Freudschen Unbewussten. Mussolini hatte Weininger gelesen ("Er hat mir viele Dinge klargemacht", sagte Mussolini). Hier fand er den Widerhall der "Männlichkeitstheorien" und des Antisemitismus, dieser zwei ideologischen Elemente, die dann für die faschistische Doktrin von so großer Bedeutung sein sollten.
Doch erstaunlich ist die Tatsache, dass der in Lehrbüchern über Charakterologie und Sexualwissenschaften nicht einmal zitierte Name Weininger in den Debatten der Neuen Rechten wieder auftaucht.
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