Inhaltsverzeichnis |
Die Kriminalliteratur begann schon mit der Bibel
Bei Licht betrachtet, sind Religion und Kriminalliteratur eng miteinander verquickt. Spiegelt doch die tägliche Verletzung der zehn göttlichen Gebote, insbesondere des Gebotes "Du sollst nicht töten " die Realität unserer Welt. Bekanntlich dauerte das Paradies nur bis zum dritten Kapitel der Genesis. Dann kommt es zum Sündenfall, "dem Nukleus jedes Kriminalstoffes", wie Knellwolf hervorhebt. Für den Sündenfall freilich, mit dem die Menschwerdung erst richtig einsetzt und mit dem es, wie Knellwolf freimütig eingesteht, auf Erden erst richtig spannend wird, gibt es keine juristische Handhabung. Ungehorsam gegen Gott ist nun einmal kein Thema, weder für den Krimi noch für die Justiz, eher schon ein Brudermord, wie der von Kain an Abel, auch wenn der erste, wie Spangenberg seine Hauptpersonen sagen lässt, sich mehr gegen Gott als gegen den Ermordeten richtet. Kaum sind nämlich, wie jeder weiß, Kain und Abel, die Söhne von Adam und Eva, erwachsen, geschieht das erste Kapitalverbrechen, das viele andere nach sich zieht. Das Alte Testament ist voll von derartigen Geschichten, von Geschichten über Liebe, Leidenschaft, Unglück, Schmerz, Versuchung, Vergehen, Strafe und Tod. Da kämen nach dem Strafgesetzbuch, fand vor Jahren ein findiger Mitarbeiter einer Literaturzeitung heraus, "mühelos ein paar tausend Jahre Haft zusammen, zum Teil vermutlich mit anschließender Sicherheitsverwahrung." Der Verfasser dieser Zeilen vermerkt am Rande: "Es gibt moderne Krimis, bei deren Lektüre man seufzend wünscht, der Verlag hätte einen auch nur halb so guten Übersetzer gefunden wie Junker Jörg alias Martin Luther."
Kurzum, das Verbrechen ist fast so alt wie die Menschheit und stirbt sicherlich erst mit ihr aus. Morde und andere Straftaten werden uns also auch weiterhin in Angst und Schrecken versetzen und viel Kopfzerbrechen bereiten. Sie werden unsere Schriftsteller, wie gehabt, zu unterhaltsamen und aufregenden Krimis anspornen, die sich ihre Leser dann, wie bisher, mit einer wohlig-gruseligen Mischung aus Spannung
und Gänsehaut zu Gemüte führen und die vielleicht den ein oder anderen zu religiösen Grübeleien verleiten.
uhomann@UrsulaHomann.de | Impressum Inhaltsverzeichnis |