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Keine Sympathie für dialektische Theologie und Bekennende Kirche
Mit der dialektischen Theologie hat Klepper allerdings wenig im Sinn . Auch hält er Abstand zu der Bekennenden Kirche und ist ihrem Aktivismus abhold, weil dieser seines Erachtens zur unnötigen Spaltung und zu einem "voreiligen Märtyrertum" führt sowie zu einem "Eingreifen in Gottes Fügung."
Auch war der Gottesdienst für Jochen Klepper nicht der Ort, an dem politische Fragestellungen im Zentrum zu stehen hatten. Die eigentliche Mitte bildete für ihn das Wort Gottes in der Liturgie und der Predigt. Außerdem erlaubt die von Luther übernommene Auffassung der Zwei-Reich-Lehre keinen Gedanken an eine politische Opposition. Sie erscheint Klepper als "höchst trügerische und windige Angelegenheit, für die Entwicklung des Staates ohne alle Bedeutung". Die "Barmer Erklärung" ist für ihn daher keine Manifestation des christlichen Glaubens, vielmehr ein Eingriff in die Tagespolitik und damit Heraufbeschwörung eines Kirchenkampfes.
Anfang Juni 1935 äußerte er erstmals Kritik an der Bekennenden Kirche, "die uns doch (gemeint ist hier Ihlenfeld) nahestehen müsste. Aber sie kommt über den politischen Impuls nicht hinaus, wehrt sich mit theologischen Formeln sehr wacker, weiß aber wenig von der Bibel. Es geht Ihlenfeld wie mir, die stärkeren Eindrücke des Gottesdienstes gehen heut von den alten Gesangbuchweisen aus. - Die Flucht in die Historie wünscht er sich noch radikaler als ich sie tragbar finde."
Klepper trennt mithin strikt die religiöse von der politischen Sphäre. Er will ein guter Deutscher sein, lehnt nach eigenen Worten, "Asphaltliteratur" ab und bevorzugt heimatliche Dichtung. Nolde und Dix waren ihm lange fremd.
Gut lutherisch war Kleppers Stellungnahme zur Politik, zum Staat, zur Obrigkeit. Jahrelang, bis es schließlich nicht länger mehr möglich war, sehen wir ihn in den Tagebüchern auf Loyalität auch gegenüber dem willkürlich handelnden Staat drängen. Er ist denkbar großzügig in der Anwendung von Römer 13 (Jeder soll sich der staatlichen Gewalt unterordnen) und das noch bis fast an die Schwelle des Krieges. Damit hängt sicher auch seine kritische Beurteilung des in der Bekennenden Kirche zusammengeschlossenen Widerstandes zusammen.
Am 6.August 1937 findet sich im Tagebuch folgende Bemerkung: " .. im übrigen hat Römer 13 gültig zu bleiben." Diese Stelle aus dem Römerbrief lautet:"Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott, wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet." (Römer 13,1,) Und an anderer Stelle vom 6.8. 1937 in seinem Tagebuch: "Es bleibt bei Römer 13, dem Gehorsam gegen eine mir auch noch so entgegengesetzte Obrigkeit."
Der Respekt vor der gottgewollten Ordnung des Staates hat für Klepper jedoch dort seine Grenze, wo die Freiheit des Glaubens angetastet wird. Er verurteilt das Eindringen der weltlichen Ideologie des Nationalsozialismus in die Kirche, die allein auf Gottes Wort zu hören hat.
"Ich werde mich nur schwer, mit dieser Zeit verständigen können", schrieb er schon am 13.8.1933 an seinen Lehrer Professor Rudolf Hermann.
Aber nach den Novemberprogromen 1938 vermerkt er am 15.12. 1938 in sein Tagebuch: "Ihlenfelds und meine Einstellung wieder völlig gleich. Auch ihm ist nun die Obrigkeit zertrümmert. Auch er sieht in allem dem Schweren nur den Anfang des Tragischen. Auch er kann im Glauben nicht irre werden."
Dennoch trägt er am 29.7.1940 in sein Tagebuch ein: "Es ist nicht leicht für die, denen Ordnung etwas Selbstverständliches ist und die ein derart positives Verhältnis zu Volk und Staat haben."
Seine Haltung gegenüber der Bekennenden Kirche war überdies kein Einzelfall. Neben den beiden Antipoden Bekennende Kirche und Deutsche Christen gab es ein Mittelfeld, das noch zu wenig bekannt ist.
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