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Kafka besaß ein hohes Maß an jüdischem Wissen
Kafkas Texte offenbaren, vor allem seine Tagebuchnotizen und Aphorismen, ein erstaunlich hohes Maß an jüdischem Wissen, das sich der Dichter, außer eigener Lektüre in Gesprächen mit Freunden, in der Familie und aus der Beobachtung des Prager jüdischen Lebens, insbesondere in der Synagoge, erworben, hat. Kein Zweifel, Kafka hat die jüdische Tradition gekannt, wenn auch vielleicht nur in Bruchstücken. Doch wusste er mehr vom Judentum, als seine diesbezüglichen Äußerungen glauben machen wollen.
Zumindest kannte er Bibel, Gesetz, Prediger, Wundermänner und Propheten und war in der jiddischen und hebräischen Literatur durchaus bewandert. Die Werke von Scholem Alechem, J.L. Perez und Scholem Asch waren ihm wohl vertraut.
Im Gespräch über eine Anthologie ostjüdischer Erzählungen bemerkte Kafka einmal :"Perez, Asch und alle anderen Schriftsteller des jüdischen Ostens bringen eigentlich immer nur Volkserzählungen. Das ist richtig. Das Judentum ist ja nicht nur eine Sache des Glaubens, sondern vor allem die Sache der Lebenspraxis einer durch den Glauben bestimmten Gemeinschaft". Aber ins Tagebuch schreibt er am 16.September 1915: "Bibel aufgeschlagen. Von den ungerechten Richtern. Finde also meine Meinung oder wenigstens die Meinung, die ich in mir bisher vorgefunden habe. Übrigens hat es keine Bedeutung, ich werde in solchen Dingen niemals sichtbar gelenkt, vor mir flattern nicht die Blätter der Bibel."
Kafkas Lektüre, soweit sie im Tagebuch, in Briefen und in seiner unvollständigen Bibliotheksliste dokumentiert ist, beweist sein anhaltendes Interesse an jüdischen Themen, an jiddischer Literatur, an jüdischer Religion, an religionsgeschichtlichen und religionsphilosophischen Werken überhaupt.
Es gilt als ausgemacht, dass Kafka auch in jüdischer Tradition lebte und dachte. Dass er mit dem Talmud vertraut war, das machen etliche Tagebuchpassagen sehr deutlich.
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