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Kafka und die Moderne
Kafka hat, wie viele andere jüdische Denker und Schriftsteller auch, sein Judentum mit dem Denken der Moderne verbunden und so eine neue Gestalt eines Judentums, seines Judentums, geschaffen. Aber Kafka stellte seine Werke auch ganz bewusst in die Welt der deutschen Avantgarde und funktionierte seine westjüdische Herkunft zu einer Metapher für seine literarische Existenz um. Mehr noch, Kafkas westjüdische Selbstbestimmung, 'nichts' als Literatur zu sein, wurde zu einer Formel der ästhetischen Moderne überhaupt. Als der subtilste und ausweichendste Autor bleibt Kafka der strengste und störendste unter den verspäteten Weisen. "Was ist der Talmud sonst als eine Nachricht aus der Ferne?" schrieb Kafka am 19.Dezember 1923 an Robert Klopstock. Für ihn war die ganze jüdische Tradition nichts anderes als eine Botschaft aus endlos weiter Ferne. Das ist gewiss auch ein Teilmoment in der berühmten Fabel "Eine kaiserliche Botschaft". Er war Kosmopolit, sein Werk ist ein Teil der Weltliteratur. Sein großer Einfluss auf die hebräische Literatur vereinte ihn jedoch wieder mit seiner Herkunft, die ihn bewegte und die er liebte und mit der er einen kontinuierlichen intensiven Dialog führte, der erst mit seinem Tode endete.
"So ging er vom Jüdischen aus", stellt Brod fest, "aber seine Liebe umfasste dabei die ganze Menschheit, das Universale, den verborgenen Gott (deus absconditus) wie auch den , der sich im Geschehen offenbart."
Der nichtjüdische Leser kann sich im Juden Kafka und seinen Gestalten durchaus wieder erkennen: im Heimatlosen, im Entwurzelten, im Orientierung Suchenden. Gerade darin ist Kafkas radikal durchlebte Existenz und die seiner Figuren zum Paradigma der Moderne geworden. Kafka hat in einer Zeit der Krise aller traditionellen Werte gelebt, und diese Krise hat er in seinem Werk zum Ausdruck gebracht, von der auch oder gerade das moderne Judentum nicht verschont blieb.
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