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Toleranz mit Fragezeichen

König Friedrich II. oder der Große (1712-1786) - man nannte ihn auch "den Philosophen auf dem Königsthron" - war zwar tolerant in religiösen Dingen und erklärte 1740, dass in seinem Staat jeder "nach seiner Fasson selig werden" könne, aber gegenüber seinen jüdischen Untertanen war er unduldsam und voller Vorurteile. Fremde Juden wurden nur ins Land gelassen, wenn sie sehr reich waren und sich bereit erklärten, Fabriken anzulegen. 1769 kam die Verpflichtung der Porzellanabnahme hinzu. Um den Absatz der in königliche Verwaltung übergegangenen Gotzkowskyschen Porzellanmanufaktur zu erhöhen, mussten Juden bei allen ihnen erteilten Konzessionen - und welche Lebensäußerung der Juden unterlag nicht einer Konzession? - eine bestimmte Menge Porzellan abnehmen, das, um den Namen der Fabrik zu verbreiten, im Ausland verkauft werden sollte. Besonders schwer von der Porzellanverpflichtung war die kleine Potsdamer Gemeinde

betroffen, die sich gerade erst etabliert und an den Schulden, die ihr durch den kürzlichen Bau ihrer Synagoge entstanden war, zu tragen hatte. Das Porzellangesetz scheiterte an seiner Undurchführbarkeit. Vor allzu großer Armut musste halt auch der große Friedrich die Segel streichen.

Die ganze Härte des absolutistischen Staates richtete sich stets gegen die armen "unvergleiteten" Juden, die sich als Hausierer betätigten. Ihnen wurden immer wieder Zuchthausstrafen und anschließende Abschiebung über die Landesgrenze angedroht. Ohnehin blieb die große Mehrheit der Juden stets im Schatten fürstlicher Gunst, weil sie zu den vom Herrscherhaus geschätzten Dienstleistungen gar nicht in der Lage war. Dementsprechend lebte sie, wie überall, auch in Brandenburg oft in ärmlichen und ungesicherten Verhältnissen.

Sie war nur geduldet, war vielerlei Rechtsbeschränkungen unterworfen und sozial und kulturell von der übrigen Bevölkerung fast vollständig isoliert. Das Leben in den meisten

Synagogengemeinden in den ländlichen Gebieten von Brandenburg verlief auch in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten bürgerlich und wenig spektakulär und war nicht vergleichbar mit der Vielfalt, die in Großstadtgemeinden wie Berlin herrschte. Dagegen ging es den etwa dreihundert Hofjuden, die in Berlin lebten, recht gut.


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